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Unter den liebevoll ausgesuchten Geschenken zu meinem 50er befand sich eine Tasse, auf deren Grund „Wolle, was komme“ zu lesen ist. Handgemacht und bestimmt auch mit viel Hirnschmalz angefertigt. Auf den ersten Blick habe ich mich fast ein wenig gedrängt gefühlt. Doch nach mehreren Kaffees aus diesem Keramik-Kunstwerk gestehe ich: Das ist mein Leben.

Während meines Studiums habe ich im Rahmen einer privaten Runde eine junge Frau kennengelernt, die mit Anfang 20 ihr Leben bereits durchgeplant hatte. Sie wusste, dass sie bis zu einem gewissen Alter alle zwei Jahre ihren Job wechseln, selbstverständlich in eine jeweils bessere Position kommen würde. Sie wusste, wie sie ihren Traummann finden, wie er aussehen und was er beruflich machen würde. Und natürlich waren auch Kind 1, 2 und 3 samt Kinderbetreuungsplan auch schon organisiert. Ich weiß noch, wie ich mir damals dachte: Wie will/kann sie das wissen?

Immer wieder fällt mir diese Frau ein, deren Namen ich nicht mehr weiß und auch aus den Augen verloren habe, ob sie tatsächlich in ihrem Leben nach Plan angelangt ist. Sie kommt mir dann wieder in den Sinn, wenn es sich meine Pläne wieder einmal anders überlegen und ihren eigenen Kopf entwickeln. Also fast immer (schon). Ob Matura, Männer oder Metier – sehr oft gingen meine Pläne in die Brüche. Bei anderen beobachtete ich, dass sie mit Selbstzweifel, Opfermentalität oder Wut auf die Unwägbarkeiten des Lebens reagierten. Nicht dass mir diese Gefühle fremd wären – ich bin eine große Haderin. Mit Gott, der Welt und mir selbst. Doch mich an Dingen und Situationen abzukämpfen, die außerhalb meines Einflussbereiches liegen, ist mir eher fremd. Inzwischen. Ich habe mir an Unmöglichkeiten die Zähne ausgebissen und nur dank eines SEHR guten Zahnarztes eine gesunde G'schnappigkeit erhalten können. Seither bin ich sanfter mit mir.

Und das bedeutet: Wollen, was kommt – komme, was wolle. Ich könnte jetzt sagen, dass ich mich über jeden geplatzten Plan freue, denn das, was anstatt dessen daher kommt, ist um Häuser besser als ich es mir gewünscht habe. Doch so weit will ich mich dann doch nicht aus dem Fenster lehnen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich inzwischen eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen kann, wenn jemand ein Rendezvous nicht einhält, die Playliste meiner Geburtstagsfete gecrasht wird oder die Bewerbung für ein Stipendium negativ beschieden wird. Denn das, was als Alternative um die Ecke kommt, ist vielfach besser. Das Kirschbier mit einer Freundin schmeckt schon allein deshalb gut, weil man es in wohlwollender Gesellschaft trinkt. Die Musik übernimmt ein junger Mann und bringt seine Generation auf die Tanzfläche. Und statt des Stipendiums verbringe ich den Sommer eben am See – es gibt Schlimmeres. Nein, wenig Besseres.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Susan Rosky 2016-05-30 08:11
Die idee ist toll
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# vater 2016-05-31 17:59
klasse idee für die! positive lebenseinstellung
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# Lars 2016-06-03 07:54
...so sei es!
diese und andere Sachen gibt es (soweit ich mich erinnern kann)übrigens hier.
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# Lars 2016-06-03 07:55
Nachtrag: https://sign.ag
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