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Es könnte am fortgeschrittenen Jahr liegen. Auch an der Tatsache, dass wir Frauen ab Oktober umsonst arbeiten, wie die aktuelle Statistik zum Equal Pay Day zeigt. Die Erschöpfung vieler Frauen könnte aber auch darauf zurück zu führen sein, dass sie in Aktivitäten gefangen sind, statt in Aktion zu treten.

Das Kratzen an den letzten Energie-Reserven ist keine Frage des Alters. Ich habe 20jährige in meinem persönlichen Umfeld, die sich so mit ihrer Arbeit identifizieren, dass sie für ihre Entwicklung, für das, was das Leben an neuer Freude bereit hält, keine Kraft mehr haben. Es gibt 30jährige, die sich zwischen Kinder und Karriere derart aufreiben, dass sie weder das eine noch das andere zu ihrer wirklichen Zufriedenheit erledigen können. Die – wenn sie keine Familie haben – erschöpft sind vom Funktionierenmüssen, weil man das einfach muss, wenn man schon keine Kinder hat. Arbeit macht schließlich aus Menschen immer noch funktionierende Mitglieder einer Gesellschaft.

Die 40jährigen sind in ihrer Karriere oder ihrem Familienwunsch angekommen, doch gerade das Aufrechterhaltenwollen dieses Zustandes ist mit der Mobilisierung von unglaublichen Kräften verbunden. Und auch die Zweifel, ob denn das für den Rest des Lebens so weitergehen soll, kosten Energie. Last but not least die 50plus-Frauen. Entweder sie schwingen sich zu neuen Ufern auf, kosten eine frische Liebe aus oder beklagen den Niedergang der bestehenden – auch sie greifen auf ihre Reserven zurück, denn ein Neustart benötigt nicht nur einen Geldpolster, sondern auch entsprechende Kraftquellen. Weise Frauen wissen zwar, wie man sich diese erschließt, doch im Auf und Nieder zwischen erwachsenen Kindern, kindlichen Ehemännern, Jobs und Ehrenamt kann man den Pfad dorthin schon einmal vergessen.

Ich kenne das alles, jedes einzelne Stadium davon. Und ich habe viel Energie auf diesem Weg liegen gelassen. Nicht selten habe ich gehört, dass ich diese doch viel besser einsetzen könnte, sinnvoller, gewinnbringender. Doch das wollte ich nicht hören, weil schließlich kein anderer in meinen Schuhen steckte. Und ich abgesehen davon immer schon ziemlich stur darin war, mein eigenes Ding zu machen. Ausgetretene Pfade – langweilig! Wohlmeinende Tipps – unerwünscht! Vernünftige Argumente – nicht mehr als ein Denkanstoß.

Damals wie heute frage ich mich, warum ich meine Energie in Menschen und Situationen gesteckt habe, die mich an den Rand der Erschöpfung und oft auch darüber hinaus geführt haben. Gestern habe ich die Witterung einer Fährte aufgenommen, als ich vom Unterschied zwischen Aktion und Aktivität las. Aktionen startet man dann, wenn es eine Situation erfordert. Konkret, wenn man hungrig ist und isst. Aktivitäten haben ihren Ursprung in der Ruhelosigkeit, deren Wurzeln wiederum in der Vergangenheit liegen. Sie sind also irgendwie zwanghaft. Und deshalb destruktiv. Und energieraubend. Wenn ich also in meinem Job Aktivitäten entwickle, weil „es sich so gehört“ oder „wir das immer schon so gemacht haben“ oder „weil das von mir erwartet“ wird, ist es nur logisch, dass die Freude daran sinkt, weil der Druck steigt. Wenn ich mich in einer Beziehung befinde, zu der ich mich unter völlig anderen Lebensumständen bekannt, ein Gelöbnis geleistet oder sonstige Versprechen abgegeben habe und ich alles tue, um dem gerecht zu werden, ohne mit dem Herzen in jeder einzelnen Situation dabei zu sein, kostet das Energie. Wenn ich meine Ideale von einem Dasein als guter Mensch auf Biegen und Brechen erfüllen will, obwohl ich Tag für Tag abgewatscht werde dafür, ist der Tank schneller leer als man ausweichen kann.

Ich neige sehr dazu, dieser Unterscheidung zuzustimmen. Meine Wochen sind voll mit Tätigkeiten und Menschen, die mir ein Herzensanliegen sind. Doch als ich kürzlich in einer dieser Wochen drei Termine hatte, bei denen ich mit halbem Herzen dabei war, musste ich mich am Donnerstag um 20:30 Uhr ins Bett legen. Sie hatten vor Wochenende meine Reserven aufgebraucht. Seitdem überlege ich mir bei allem „Wolle, was komme“ (siehe Blog vom 27. Mai) sehr genau, ob mein Herz dafür schlägt. Ob es das Reagieren auf eine Situation oder das Reagieren aufgrund von Mustern ist. Jetzt sind meine Tanks wieder voll.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Trine 2016-10-04 17:21
In diesem Land dürfte es das schon lange nicht mehr geben und die Gesetzgebung MÜSSTE JEDEN MISSBRAUCH zur Anzeige bringen –
doch es ist eine LÜGE der Regierung, wie bei so Vielem anderen auch.
Das Mädchenbett gleicher Ausführung kostet 20,- € mehr,
das Haareschneiden kostet mehr, das Shampoo ebenso, …

Frauen sollten einfach mal aufhören mehr zu zu shoppen, als sie wirklich brauchen,
sich die Haare gegenseitig zuhause schneiden
und einfach jede Stunde 15 Minuten langsamer/weniger arbeiten –
dann vielleicht könnte die riesengroße Kaufkraft und KaufMACHT der Frauen
zu einer Änderung beitragen.

Schande ist, dass die Männer hier nicht auf die Barrikaden gehen
um für die GleichBerechtigung der Frauen einzutreten – dies wäre Aufgabe der Regierung und der Minister, doch Herr Gabriel verkauft lieber Waffen an saudische MÄNNER
und Frau Merkel verkauft sich an Herrn Erdogan.

erbärmlich ist das
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