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Die Vision des ‚guten Lebens‘ ist auf uns heruntergestürzt, drastisch und greifbar im Hier und Jetzt, und konfrontiert uns mit hunderttausenden Flüchtlingsleben, die so weit vom guten Leben entfernt sind, dass ihr Konflikt zu unserem Konflikt wird, uns alle ergreift und die europäischen Länder spaltet in ‚Gutmenschen‘ und andere.

Wir haben ein gutes Leben. Dass dies weder ethisch richtig, ökologisch nachhaltig noch sozial gerecht ist, wird langsam so deutlich wie der Flüchtlingsstrom. Ob es da etwa Zusammenhänge gibt? Wie lange versuchen ‚gute Menschen‘ bereits, die Welt zum Besseren zu bekehren, wie lange schon kommen immer wieder Propheten und Meister (manchmal auch -innen) auf diese Erde, um uns den richtigen Weg zu weisen?! Wie viele Religionen und Weisheitsbücher predigen uns seit tausenden von Jahren eh immer das Gleiche: Seid gut, edel und hilfreich, nehmt nicht mehr, als ihr wirklich braucht. Unendlich viele Gebote und Verbote, Belehrungen und Heilsversprechungen! Ebenso lange eine Flut an unheilvollen Prophezeiungen, dass wir die Welt zerstören, die Tierwelt ausrotten und überhaupt die meisten in die Hölle kommen werden.
Unendlich viele Worte gesagt und noch mehr geschrieben, Träume geträumt und Hoffnungen genährt, Gesetze erlassen, Mauern gebaut und niedergerissen, Milliarden Menschen ermordet in all diesen Zeiten, ach, die Liste der Unbegreiflichkeiten, die die Menschheit seit jeher produziert hat, ist lang, viel zu lang ...
Ich habe mich mein Leben lang als (sehr kleine) Weltverbesserin sehen wollen und mir immer vorgeworfen, nicht mehr für diese Welt getan zu haben, nicht viel mehr ein guter Mensch gewesen zu sein, bis ich, endlich, auf die Lehren der Advaita-Vedanta-Meister gestoßen bin. Krishnamurti spricht über die Konflikte, die wir in uns erzeugen. Er spricht davon, dass wir, wenn wir einem Ideal, einem Vorbild oder auch einer Religion, die mit Geboten und Verboten agiert, einer politischen Ideologie oder einfach unserer gesellschaftlichen ‚Norm‘ folgen wollen, immer Konflikte in uns erzeugen. Ich bin nicht richtig, nicht gut genug, nicht brav genug, nicht schön genug, nicht fleißig genug, seit neuestem auch nicht jung genug, nicht erfolgreich, ich bin zu dick oder zu dünn, zu ... zu ... zu ... zu ... zu ... Wir haben alle unendlich viele ‚Nicht-gut-Genugs‘ in uns. Auch unsere Welt ist nicht gut genug, wir müssen sie verbessern. Diese Lebens-halt-ung erzeugt ununterbrochen Konflikte, sie gibt uns verderblichen Halt. Eine sehr ent-lasten-de Aussage ist: Die Welt hat ihr eigenes Karma, die Erde geht ihren eigenen Weg und wir können sie nicht daran hindern. Wenn wir unsere Ressourcen – auf welchen Ebenen immer: biologisch, ökologisch, sozial – verbrauchen, werden wir keine mehr in Reserve haben und dann ist es eben vorbei.
Mit uns natürlich, nicht mit der Erde, die wird ihren Weg weitergehen und auch das Leben wird neue, andere Wege finden, nicht nur müssen, sondern wollen! So einfach ist das.
Wie aber sollten wir Menschen leben, um ein gutes Leben führen zu können, wo wir doch so verschieden sind, so verschieden zivilisiert, so korrupt und unwissend, so habgierig und gewalttätig, so verlogen und hinterhältig, aber auch so edel, hilfreich und gut, so wie Menschen eben sind?
Sollte ein gutes Leben nicht selbstverständlich sein, für alle und überall?
Würde das nicht den ‚perfekten Menschen‘ erfordern, und zwar weltweit? Nein, das wäre nur ein Perpetuieren der alten Konflikte.
Nur wenn wir in die Freiheit ‚einbrechen‘, können wir unsere Konflikte er-lösen. Das heißt, dass wir immer, und wirklich immer, in die vollkommene Achtsamkeit eindringen, ins eben Seiende, so wie es ist, so wie ich bin, so wie ich mich ständig verändere und mit mir meine Welt, in das, was ist, eintauchen und erkennen, wahrnehmen und leben. Nur so kann der Konflikt zwischen dem, was IST, und dem, was sein SOLLTE, enden, nur aus dieser Erkenntnis könnten wir Liebe und Mitgefühl entstehen lassen, mit uns und unserer Umwelt.
Die, die diesen Weg gehen, wissen, dass mann/frau damit ein Leben lang gut beschäftigt ist.

Ich wünsche uns allen einen intensiven Weg zu dem, was IST!

Ihre Renata Mörth

Renata Mörth

Renata Mörth

Renata Mörth, geboren 1945, ist Pharmazeuthin und Psychotherapeuthin und führt seit 1980 das Ayurverdahaus Nexendorf. www.ayuverda-verein.at  
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