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Meine Mutter war viele Jahre Schneiderin und wir hatten eine Vereinbarung, dass ich aus den Stoffresten, die sie nicht mehr benötigte, Puppenkleider nähen durfte. Im Universum meines fünfjährigen Ichs regnete es jeden Tag kunterbunte Baumwoll-, Satin- und Tüllstoffe. In meinem ersten Meditationsretreat viele Jahre später nahm ich urplötzlich und ohne äußeren Anlass den Geruch von aufgewirbeltem Stoff wahr.

Es war so eindringlich, dass ich kurz meine Augen öffnete, um zu überprüfen, woher der Geruch bloß kam. Bald war mir klar, dass hier eine alte Erinnerung als subtile Sinneserfahrung in mein Bewusstsein aufstieg. Pratyahara, so wurde mir erklärt, ist der fünfte Aspekt der acht Stufen im Yogasutra von Patanjali. Die Körperpositionen, Asana, und die Kontrolle der Lebenskraft und des Atems führen zu Pratyahara, der Disziplinierung der Sinne. In der Yogaphilosophie werden sechs Sinne genannt: Geschmack, Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und der Geist. Unsere äußeren Sinneseindrücke sind nur die Spitze des Eisbergs. Pratyahara, der Rückzug der Sinne, ermöglicht eine tiefe Verinnerlichung unabhängig von äußeren Geräuschen, Gerüchen und dergleichen. Dabei eröffnet sich eine völlig neue Dimension, ein inneres Universum. Hier wird keine Abschottung angestrebt, sondern vielmehr eine Verfeinerung der Sinne und eine Öffnung für das innere Erleben. Pratyahara ist eine Vorstufe zur Konzentration, Dharana. Indem wir unsere Aufmerksamkeit von äußeren Sinneseindrücken abziehen und willentlich nach innen richten, sammelt sich unser oftmals zerstreuter Geist. Worauf auch immer wir unseren Geist ausrichten, dorthin folgen ihm die Sinne. So erlernen wir ein inneres Schauen, ein verfeinertes Hören und – wie in meinem Fall – auch ein subtiles Riechen. Der amerikanische Bewusstseins- und Delfinforscher John C. Lilly entwarf bereits in den 1950er Jahren den sogenannten Samadhi-Tank, der auf künstlichem Wege den Pratyahara-Zustand herzustellen sucht. Fans genießen das schwerelose ‚Floating‘ in der abgedunkelten Wanne, wenngleich diese nicht unbedingt erforderlich ist. Letztlich gilt es, unseren Geist ohne äußere Hilfsmittel zu schulen.

Katharina Kleinrath

Katharina Kleinrath

Katharina Kleinrath lebt in Wien und hat Religionswissenschaften mit Schwerpunkt Indologie an der Universität Wien absolviert und mehrere Jahre Seminare zu den Weltreligionen, zu Achtsamkeitsmeditation sowie den Masterlehrgang „Spirituelle Begleitung in der globalisierten Gesellschaft“ an der D...
Kommentare  
# Janos Kocsis 2016-08-01 08:29
wir nehmen das gefühl, das irgendwann von einem duft oder geruch verursacht wurde, wiederholt war...
wenn wir es wiederholt riechen...
(wenn ich zb. heu rieche, in der natur, ohne es zu bemerken, oder zu sehen, dann denke ich oft an die pferde meines grossvaters... die ich vor 55 jahren jeden abend zur quelle geführt hatte...)
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# Christine Losso 2016-08-01 08:29
Natűrlich kőnnen wir das
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