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Vermutlich habe ich mir meine Achillessehne eingerissen. Bei all den wilden Sportarten, die ich betreibe, kein Wunder. Spazierengehen kann schon einmal in Power-Walking ausarten, und was man vom Bauchtanz zu halten hat, liegt eh auf der Hand. Also bin ich zum Liegen und Sitzen gezwungen.

Da kommt so ein Gewitter gerade recht, denn da tut sich wenigstens etwas, ohne dass man selbst etwas tun muss. Außer die Augen und Ohren aufzusperren. Und das tue ich mit hoch gelegtem Fuß, damit der einbandagierte Knubbel entspannen kann. Und wider Erwarten finde ich das tatenlose Sitzen ganz großartig. Denn wenn der Körper einen Schuss vor den Bug gibt, sollte man ihn tunlichst nicht weiter provozieren

Und so schaue ich in meinen Walnussbaum, dessen Äste vom Sturm gepeitscht werden und hoffe, dass die grünen Nüsse von selber runter fallen, damit ich sie nur noch einsammeln und in Portwein einlegen kann. Soll super zum herbstlichen Wild schmecken, hat mir ein Haubenkoch kürzlich erklärt. Ich höre das Prasseln der Tropfen auf dem durchsichtigen Wellbleck der Holzhütte darunter, die ich eigentlich gerne sehen würde, wäre ich nicht gerade etwas wasserscheu.

Ich freue mich über die Sturzbäche von oben für meinen Rasen, der in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt worden war und vor kurzem nachgesät wurde. Doch durch das dichte Blätterdach der Apfelbäume und meine mangelnde Wassersucht kam er nicht so richtig in die Gänge. Er hat zwar das Moos großteils besiegt, doch ein englischer Rasenteppich ist er noch lange nicht. Da kommt so ein Guss gerade richtig. Die Platane biegt sich ebenfalls, und ich male mir aus, wie sie mein Haus in die Höhe hebt, wenn sie noch größer wird, als sie ohnehin schon ist. Gezogen aus einem Ableger eines Baumes in Südfrankreich, wurde sie als ewiges Andenken daran relativ nahe an den Wintergarten gepflanzt, um die Rollläden beim Beschatten zu unterstützen. Inzwischen ist sie höher als das Haus, die Gedenkplatane. Auch die Goldfische bekommen wieder frisches Wasser, was auch die Katze freuen wird. Dann muss sie nicht mehr so weit in den Teich steigen, um sich ihre Nahrung zu holen. Ja, ich füttere die Katze, aber sie ist schnäckig.

Es blitzt, und ich erwische mich dabei, wie ich den zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner in Zahlen fasse. Ob diese kindliche Theorie jemals bestätigt wurde? Ich erinnere mich daran, wie ich als Mädchen bei aufziehendem Gewitter den Stamm der Birke im Garten meiner Eltern umarmt habe, um ihr Biegen zu spüren. Und hat der Regen lang genug auf sich warten lassen, zog ich auch immer wieder Streifen von der Rinde, die sich lustig aufrollten. Zumindest empfand ich das damals als lustig, aber ich war mit zwei Fernsehprogrammen nicht übermäßig mit extern zugeliefertem Humor gesegnet. Damals fragte ich mich, wie die das im Film machen, dass in dramatischen Situationen immer die passende Musik läuft. Mit der Innovation des Walkman begann auch der Soundtrack meines Lebens. Während das Gewitter über meinen Tag zieht, höre ich Yo-Yo Ma zu, wie er Ennio Morricone spielt. Eine entspannendere Untermalung kann man sich kaum wünschen.

Normalerweise biegt bei drohendem Gewitter stets die bereits erwähnte Katze um die Ecke, macht „Mau“ und erwartet, dass ich die Wolken wegschiebe oder den Regen stoppe. Heute dürfte sie sich irgendwo verkrochen haben und warten, bis die Pfützen, die sich auf den Trittplatten und zwischen den Steinen des Gartenweges gebildet haben, verdampft sind. Doch das kann dauern, denn dem stürmischen Guss folgt ein sturmfreier Guss. Die Tropfen hüpfen auf den kleinen Rundlingen, die früher meiner Oma und gegenwärtig meinem Mini-Nachbarn das Gehen erschwert haben. Ich ziehe aus ihnen meine tägliche Fussreflexzonen-Massage. Heute nicht, denn wie gesagt, ich bin gerade wasserscheu. Und meinem Verband bekäme der Kontakt auch weniger.

Und während ich den Wind auf meiner Haut spüre, schaue ich eher zufällig auf die Uhr. Oh! Über eine Stunde ist vergangen. Mancher Spielfilm zieht sich mehr, doch es heißt ja auch, dass die Natur die schönsten Schauspiele liefert. Heute habe ich mich wieder einmal davon überzeugt. Weil ich mich eingelassen habe, und sonst nichts wollte. Sehr empfehlenswert! Das nächste Gewitter kommt bestimmt.
 

 
Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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