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Und immer wieder zu sich nach Hause kommen: zur Einfachheit, zur Stille, zum Bezeugen dessen, was ist. Heute möchte ich das Hohelied des stillen Sitzens singen, das weit unterschätzt wird von denen, die es nicht kennen und üben.

Die Vorteile habe ich schon oft aufgezählt, und man hat sie genauso oft gehört oder gelesen, wie man eben auch gelesen hat, dass es keine Vorteile gibt, weil da nichts ist, was man gewinnen könnte.

Das ist mehr als Absichtslosigkeit, wie ich lange annahm. Es geht vielmehr um eine Annäherung an das, was Leerheit genannt wird. Ich beginne, mich damit auseinanderzusetzen, tiefer, gespürter. Schließlich sollen wir nicht alles einfach nachbeten, nachmachen, obwohl auch das eine Zeit lang das Richtige sein kann. Wenn wir aber Ausdauer und Stabilität erlangen wollen im Üben, dann müssen unsere Übungen schon mit unseren Erfahrungen übereinstimmen.

Was ich sagen möchte, in aller Demut, ist, dass die Erfahrungen der Unbeständigkeit und des Fließens etwas Tröstliches gewinnen, auch etwas, über das sich staunen lässt. Zeitweise hatte es sich beängstigend angefühlt. Ich kann nicht sagen, ob Angst nicht immer wieder auftreten wird, jedoch glaube ich, dass eine grundsätzliche, unbewusste Angst vor stetiger Veränderung möglicherweise vorherrschend war. Das schätze ich so sehr am Buddhismus: Eines Tages macht es klick, und man weiß einfach, man ist in einem anderen Raum. Das ist ein so spannender Weg, der einerseits kaum vorhersehbar ist, und dennoch: Für Mentoren und Wegbegleiter, auch Lehrer genannt, gibt es eine Art Landkarte, auf der auch die Tankstellen eingezeichnet sind, die steilen An- und Abstiege, die Ebenen und Ozeane.

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Die Pandemie hat manchen von uns mehr ruhige, nicht abgelenkte Zeit geschenkt. Das genieße ich sehr, sitze bedeutend mehr und länger, oft mit anderen gemeinsam, in unserer eigenen Sangha, in der Sangha der „everydayzen foundation“, aber auch in anderen Gemeinschaften, zum Beispiel im Upaya Zen Center. Mehrere längere Praxiszeiten liegen hinter mir, vor mir. Im März nehme ich an einer intensiven Studienzeit über Zen-Meister Dogen teil. Und das ganze Jahr wird, ab Februar, einer Vertiefung des Trainings in Sozial Engagiertem Buddhismus dienen. Ich freue mich sehr darauf. Wenn es diese Zoom-Veranstaltungen nicht gäbe, sähe mein Leben völlig anders, wesentlich einsamer aus. Vielleicht würde ich dann einfach nur sitzen, wie eine Eremitin, so wie es während vieler Jahrhunderte gemacht worden ist.
Und das wäre auch gut.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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